Was sind Stiftzähne? Patientenratgeber zum Zahnaufbau

Was sind Stiftzähne? Patientenratgeber zum Zahnaufbau

Wenn ein Zahn stark beschädigt ist, aber noch gerettet werden kann, kommen häufig sogenannte Stiftzähne zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine zahnmedizinische Versorgung, bei der ein Stift im Wurzelkanal verankert wird, um darauf einen künstlichen Zahnaufbau zu befestigen. Diese Methode ermöglicht es, selbst bei erheblichem Substanzverlust die natürliche Zahnwurzel zu erhalten und einen funktionsfähigen Zahn wiederherzustellen.

Stiftzähne stellen eine wichtige Alternative zur Zahnextraktion dar und können die Lebensdauer stark geschädigter Zähne deutlich verlängern. Die Technik hat sich über die Jahre stetig weiterentwickelt – von gegossenen Metallstiften bis hin zu modernen faserverstärkten Komposit-Stiftsystemen, die besonders zahnschonend sind.

In diesem Patientenratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte über Stiftzähne – von den Indikationen über die verschiedenen Materialien bis hin zu Behandlungsablauf, Kosten und Haltbarkeit. So können Sie gemeinsam mit Ihrem Zahnarzt eine fundierte Entscheidung über die bestmögliche Versorgung Ihrer Zähne treffen.

Was genau ist ein Stiftzahn und wann wird er benötigt?

Ein Stiftzahn (auch Stiftaufbau genannt) ist keine komplette Zahnprothese, sondern ein Aufbausystem für stark geschädigte natürliche Zähne. Er besteht aus einem Stift, der in den zuvor wurzelbehandelten Zahn eingebracht wird, und einem Aufbau, der die sichtbare Zahnkrone ersetzt oder als Basis für eine Krone dient.

Die Hauptindikationen für einen Stiftzahn sind:

  • Zähne mit umfangreicher Zerstörung der Zahnkrone
  • Wurzelbehandelte Zähne, die geschwächt sind
  • Zähne, bei denen zu wenig natürliche Zahnsubstanz für einen konventionellen Aufbau vorhanden ist
  • Als Verankerung für Kronen, wenn die eigene Zahnsubstanz nicht ausreicht

Besonders häufig werden Stiftzähne im Frontzahnbereich eingesetzt, wo die Wurzelkanäle meist gerade und gut zugänglich sind. Aber auch im Seitenzahnbereich können sie bei entsprechender Indikation zum Einsatz kommen.

Etwa 15-20% aller wurzelbehandelten Zähne werden mit einem Stiftaufbau versorgt, um ihre Stabilität und Funktionalität langfristig zu sichern. Die richtige Indikationsstellung ist dabei entscheidend für den Behandlungserfolg.

Verschiedene Arten von Stiftzähnen im Überblick

Bei der Wahl des geeigneten Stiftsystems spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter die Position des Zahns, die verbleibende Zahnsubstanz und die geplante Versorgung. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Stiftsystemen:

Stiftart Material Vorteile Nachteile
Konfektionierte Stifte Metall, Glasfaser, Keramik Schnelle Anwendung, kostengünstig Nicht immer optimal an Wurzelkanal angepasst
Individuell gegossene Stiftaufbauten Meist Metalllegierungen Perfekte Anpassung an Wurzelkanal Teurer, zweiter Termin nötig
Glasfaserstifte Glasfaserverstärktes Komposit Zahnähnliche Elastizität, ästhetisch Geringere Stabilität bei sehr starker Belastung
Keramikstifte Zirkonoxid-Keramik Höchste Ästhetik, biokompatibel Spröde, schwierig zu entfernen

Moderne Glasfaserstifte haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Sie bieten ein ähnliches Elastizitätsmodul wie Dentin, was das Risiko von Wurzelfrakturen reduziert. Zudem sind sie zahnfarben und damit besonders für den sichtbaren Bereich geeignet.

Metallstifte (aus Gold- oder Nicht-Edelmetall-Legierungen) werden aufgrund ihrer hohen Stabilität nach wie vor verwendet, können jedoch bei dünnen Zahnwänden zu Wurzelfrakturen führen und schimmern manchmal durch das Zahnfleisch.

Der Behandlungsablauf bei einem Stiftzahn

Die Versorgung mit einem Stiftzahn erfolgt in mehreren Schritten und erfordert in der Regel mindestens zwei Behandlungstermine. Der typische Ablauf gestaltet sich wie folgt:

  1. Voruntersuchung und Diagnose: Der Zahnarzt prüft, ob ein Stiftaufbau sinnvoll ist und welches System sich eignet.
  2. Wurzelbehandlung: Falls noch nicht erfolgt, muss der Zahn zunächst wurzelbehandelt werden.
  3. Vorbereitung des Wurzelkanals: Nach Abschluss der Wurzelbehandlung wird der Kanal für den Stift vorbereitet.
  4. Einbringen des Stifts: Der Stift wird mit speziellem Zement im Wurzelkanal befestigt.
  5. Aufbau der Zahnkrone: Um den Stift herum wird mit Komposit oder anderem Material der Zahnstumpf aufgebaut.
  6. Abformung: Für die endgültige Krone wird eine Abformung genommen.
  7. Einsetzen der definitiven Krone: In einem zweiten Termin wird die im Labor gefertigte Krone auf den Stiftaufbau zementiert.

Bei konfektionierten Stiften kann die Behandlung oft in einer Sitzung abgeschlossen werden. Bei individuell gegossenen Stiftaufbauten ist dagegen ein Laborprozess zwischengeschaltet, was einen weiteren Termin erforderlich macht.

Die Behandlung selbst ist dank lokaler Betäubung in der Regel schmerzfrei. Nach dem Eingriff kann es vorübergehend zu einer leichten Empfindlichkeit kommen, die jedoch meist schnell abklingt.

Kosten und Haltbarkeit von Stiftzähnen

Die Kosten für einen Stiftzahn variieren je nach Material, Aufwand und der anschließenden Versorgung (z.B. mit einer Krone). Grundsätzlich müssen Patienten mit folgenden Kostenfaktoren rechnen:

Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die Krankenkasse in der Regel nur einen Teil der Kosten für die einfachste Versorgungsvariante. Für einen Stiftaufbau fallen Kosten zwischen 150 und 400 Euro an, abhängig vom verwendeten Material und der Komplexität. Die anschließend notwendige Krone kostet zusätzlich zwischen 300 und 1.000 Euro.

Privatversicherte erhalten je nach Tarif eine höhere Erstattung. Eine gute Zahnzusatzversicherung kann die Eigenkosten deutlich reduzieren. Der Implantatkostenrechner und die Beratung zur Zahnfinanzierung von check.dental können Ihnen helfen, die genauen Kosten zu ermitteln und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden.

Die Haltbarkeit eines Stiftzahns hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Qualität der Wurzelbehandlung
  • Verbleibende gesunde Zahnsubstanz
  • Verwendetes Stiftsystem
  • Kaubelastung des Zahns
  • Mundhygiene des Patienten

Bei optimalen Bedingungen kann ein Stiftzahn 10-15 Jahre oder länger halten. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und eine gute Mundhygiene sind entscheidend für die Langlebigkeit.

Vor- und Nachteile von Stiftzähnen

Wie jede zahnmedizinische Versorgung haben auch Stiftzähne spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.

Zu den wichtigsten Vorteilen zählen:

  • Erhalt der natürlichen Zahnwurzel
  • Vermeidung einer Zahnextraktion und eines Implantats
  • Wiederherstellung der Kaufunktion und Ästhetik
  • Geringere Kosten im Vergleich zu Implantaten
  • Schnellere Behandlung als bei Implantaten

Demgegenüber stehen folgende Nachteile:

  • Risiko von Wurzelfrakturen bei ungünstiger Belastung
  • Mögliche Lockerung des Stifts
  • Begrenzte Haltbarkeit
  • Bei Misserfolg oft Zahnverlust
  • Nicht für alle geschädigten Zähne geeignet

Eine individuelle Beratung durch Ihren Zahnarzt ist unerlässlich, um die beste Entscheidung für Ihre spezifische Situation zu treffen. Bei komplexen Fällen kann eine zahnmedizinische Zweitmeinung, wie sie check.dental anbietet, zusätzliche Sicherheit geben.

Das Wichtigste zu Stiftzähnen auf einen Blick:

  • Stiftzähne dienen dem Erhalt stark geschädigter, wurzelbehandelter Zähne
  • Es gibt verschiedene Systeme: konfektionierte Stifte, individuelle Stiftaufbauten, Glasfaser- und Keramikstifte
  • Die Behandlung erfolgt meist in mehreren Schritten und erfordert eine vorherige Wurzelbehandlung
  • Die Kosten liegen je nach Material zwischen 150-400€ für den Stift plus 300-1.000€ für die Krone
  • Die Haltbarkeit beträgt bei guter Pflege 10-15 Jahre oder länger
  • Regelmäßige Kontrollen und gute Mundhygiene sind entscheidend für den Langzeiterfolg

Fazit: Wann ist ein Stiftzahn die richtige Wahl?

Stiftzähne stellen eine bewährte Methode dar, um stark geschädigte Zähne zu erhalten und ihre Funktion wiederherzustellen. Sie bieten eine kostengünstigere Alternative zu Implantaten und ermöglichen den Erhalt der natürlichen Zahnwurzel.

Die Entscheidung für oder gegen einen Stiftzahn sollte immer individuell und in Absprache mit dem behandelnden Zahnarzt getroffen werden. Wichtige Faktoren sind dabei der Zustand des Zahns, die verbleibende Zahnsubstanz, die Position im Kiefer und die zu erwartende Belastung.

Für eine umfassende Beratung zu Ihren individuellen Möglichkeiten und den damit verbundenen Kosten steht Ihnen das Team von check.dental gerne zur Verfügung. Mit unserem Online Zahnarzt und der Möglichkeit einer zahnmedizinischen Zweitmeinung können Sie sich bequem von zu Hause aus über Ihre Optionen informieren. Zudem helfen wir Ihnen bei Fragen zur Finanzierung oder zur passenden Zahnzusatzversicherung.

Weiterführende Links

Check.dental - Online Sprechstunde

Alexander Andreev
Zahnarzt & Gründer Check.dental