Implantat muss wieder raus: Wer zahlt die Kosten?

Implantat muss wieder raus: Wer zahlt die Kosten?

Zahnimplantate gelten als moderne Lösung für fehlende Zähne und versprechen eine langfristige, stabile Versorgung. Doch was passiert, wenn ein bereits eingesetztes Implantat wieder entfernt werden muss? Diese Situation stellt für Betroffene nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine finanzielle Herausforderung dar.

Die Entfernung eines Zahnimplantats kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden – von Entzündungen über Abstoßungsreaktionen bis hin zu technischen Komplikationen. In solchen Fällen stellt sich für Patienten die drängende Frage: Wer übernimmt die Kosten für die Entfernung und eine mögliche neue Versorgung?

In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Szenarien, die zur Entfernung eines Implantats führen können, und klären auf, welche Kostenträger in welchen Situationen einspringen. Zudem erfahren Sie, welche Möglichkeiten Sie haben, um sich vor unerwarteten finanziellen Belastungen zu schützen.

Gründe für die Entfernung eines Zahnimplantats

Bevor wir uns mit der Kostenfrage beschäftigen, ist es wichtig zu verstehen, warum ein Implantat überhaupt entfernt werden muss. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Periimplantitis: Eine bakterielle Entzündung des Gewebes um das Implantat, die unbehandelt zum Knochenverlust und zur Lockerung des Implantats führen kann
  • Implantatfraktur: Ein Bruch des Implantatkörpers, der durch übermäßige Belastung oder Materialermüdung entstehen kann
  • Fehlpositionierung: Ein nicht optimal platziertes Implantat, das zu funktionellen oder ästhetischen Problemen führt
  • Nervschädigung: Wenn das Implantat zu nah an einem Nerv platziert wurde und Schmerzen oder Taubheitsgefühle verursacht
  • Allergische Reaktionen: Selten auftretende Unverträglichkeiten gegenüber dem Implantatmaterial

Die Erfolgsrate von Zahnimplantaten liegt bei etwa 95% nach 10 Jahren. Dennoch kann es in einzelnen Fällen zu Komplikationen kommen, die eine Entfernung erforderlich machen.

Laut aktuellen Studien müssen etwa 1-2% aller gesetzten Zahnimplantate innerhalb der ersten fünf Jahre wieder entfernt werden. Die Hauptursache ist dabei die Periimplantitis, die für etwa 80% der Implantatverluste verantwortlich ist.

Kostenübernahme: Wer zahlt bei Implantatentfernung?

Die Frage nach der Kostenübernahme hängt maßgeblich von der Ursache des Implantatversagens und dem Zeitpunkt der Entfernung ab. Hier sind die wichtigsten Szenarien:

Situation Kostenträger Voraussetzungen
Behandlungsfehler Behandelnder Zahnarzt/Praxis Nachweisbarer Fehler bei Planung oder Durchführung
Innerhalb der Gewährleistung Behandelnder Zahnarzt/Praxis Innerhalb von 2 Jahren nach Eingliederung
Materialfehler Implantathersteller Nachweisbarer Materialdefekt
Nach Ablauf der Gewährleistung Patient/Zahnzusatzversicherung Abhängig vom Versicherungsumfang
Unfall Unfallversicherung Bei Vorliegen einer privaten Unfallversicherung

Gewährleistung und Garantie bei Zahnimplantaten

Bei Zahnimplantaten greifen verschiedene Absicherungsmechanismen, die Patienten vor unerwarteten Kosten schützen können:

Die gesetzliche Gewährleistung beträgt bei zahnärztlichen Leistungen zwei Jahre. In diesem Zeitraum muss der Zahnarzt für Mängel an seiner Leistung einstehen. Allerdings gilt: Je länger das Implantat bereits im Kiefer ist, desto schwieriger wird es, einen Behandlungsfehler nachzuweisen.

Viele Implantathersteller bieten darüber hinaus freiwillige Garantien auf ihre Produkte an. Diese können zwischen 5 und sogar lebenslangen Garantiezeiträumen variieren. Wichtig zu wissen: Diese Garantien beziehen sich meist nur auf das Implantatmaterial selbst, nicht auf die Behandlungskosten für Ein- und Ausbau.

Einige Zahnärzte bieten ihren Patienten auch eigene Garantiepakete an, die über die gesetzliche Gewährleistung hinausgehen. Diese sollten vor der Behandlung genau besprochen und schriftlich festgehalten werden.

Die Rolle der Zahnzusatzversicherung

Eine Zahnzusatzversicherung kann bei der Entfernung eines Implantats und der anschließenden Neuversorgung eine entscheidende finanzielle Entlastung bieten. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zwischen den Tarifen:

Hochwertige Tarife übernehmen oft bis zu 90% der Kosten für Implantatbehandlungen – einschließlich notwendiger Entfernungen und Neuversorgungen. Einige Versicherungen bieten sogar spezielle Implantattarife an, die gezielt auf diese Versorgungsform ausgerichtet sind.

Zu beachten sind jedoch die üblichen Einschränkungen wie Wartezeiten (meist 8 Monate), Staffelungen der Leistungen in den ersten Jahren und mögliche Ausschlüsse bei bereits begonnenen oder geplanten Behandlungen.

Bei check.dental bieten wir eine unabhängige Beratung zu Zahnzusatzversicherungen an, die speziell auf Ihre individuelle Situation und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Unser Implantatkostenrechner hilft Ihnen zudem, die potenziellen Kosten im Vorfeld realistisch einzuschätzen.

Vorgehen bei Komplikationen: So sichern Sie Ihre Ansprüche

Wenn Sie Probleme mit Ihrem Zahnimplantat bemerken, sollten Sie folgende Schritte beachten, um Ihre Ansprüche zu wahren:

  1. Wenden Sie sich umgehend an Ihren behandelnden Zahnarzt und schildern Sie die Beschwerden
  2. Lassen Sie sich alle Befunde und Diagnosen schriftlich aushändigen
  3. Holen Sie eine unabhängige Zweitmeinung ein, um die Diagnose zu bestätigen
  4. Dokumentieren Sie den Verlauf der Beschwerden und alle Behandlungsschritte
  5. Informieren Sie frühzeitig Ihre Zahnzusatzversicherung über den Schadensfall
  6. Bei Verdacht auf Behandlungsfehler: Wenden Sie sich an die Zahnärztekammer oder einen auf Medizinrecht spezialisierten Anwalt

Eine frühzeitige und gründliche Dokumentation ist entscheidend, um später Ansprüche geltend machen zu können. Unser Service der zahnmedizinischen Zweitmeinung kann Ihnen dabei helfen, eine unabhängige Einschätzung Ihrer Situation zu erhalten.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei nachweisbaren Behandlungsfehlern trägt der Zahnarzt die Kosten für die Implantatentfernung
  • Innerhalb der Gewährleistungsfrist (2 Jahre) muss der Zahnarzt für Mängel einstehen
  • Implantathersteller bieten oft zusätzliche Garantien auf ihre Produkte
  • Eine gute Zahnzusatzversicherung kann bis zu 90% der Kosten für Entfernung und Neuversorgung übernehmen
  • Dokumentation und unabhängige Zweitmeinung sind entscheidend für die Durchsetzung von Ansprüchen

Fazit

Die Entfernung eines Zahnimplantats stellt für Betroffene eine belastende Situation dar – sowohl gesundheitlich als auch finanziell. Die Frage nach der Kostenübernahme hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Ursache des Implantatversagens und dem Zeitpunkt der Entfernung.

Eine gute Absicherung durch eine passende Zahnzusatzversicherung kann vor unerwarteten finanziellen Belastungen schützen. Ebenso wichtig ist die sorgfältige Auswahl eines erfahrenen Implantologen und die regelmäßige Nachsorge, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Bei check.dental unterstützen wir Sie mit unserem Implantatkostenrechner, der Online-Zahnarztsprechstunde und der zahnmedizinischen Zweitmeinung, um fundierte Entscheidungen zu treffen und im Falle von Komplikationen die richtigen Schritte einzuleiten. Auch bei Fragen zur passenden Zahnzusatzversicherung oder Finanzierungsmöglichkeiten stehen wir Ihnen beratend zur Seite.

Weiterführende Links

Check.dental - Online Sprechstunde

Alexander Andreev
Zahnarzt & Gründer Check.dental