Zahn ziehen oder Wurzelspitzenresektion: Was Patienten…

Zahn ziehen oder Wurzelspitzenresektion: Was Patienten wissen sollten

Wenn ein Zahn stark geschädigt ist oder Schmerzen verursacht, stehen Patienten oft vor einer schwierigen Entscheidung: Ist es besser, den Zahn zu ziehen oder kann er durch eine Wurzelspitzenresektion gerettet werden? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die mit Zahnproblemen konfrontiert sind und nach der besten Behandlungsoption suchen.

Beide Verfahren – die Zahnextraktion und die Wurzelspitzenresektion – sind etablierte zahnmedizinische Eingriffe mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Die richtige Wahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Zustand des Zahns, die Art der Infektion, Ihre allgemeine Mundgesundheit und natürlich Ihre persönlichen Präferenzen.

In diesem Artikel erfahren Sie, wann welches Verfahren sinnvoll ist, wie die Eingriffe ablaufen, welche Risiken bestehen und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen. Eine fundierte Entscheidung können Sie nur treffen, wenn Sie alle relevanten Informationen kennen – genau dabei möchten wir Sie unterstützen.

Wann kommt eine Zahnextraktion in Frage?

Das Ziehen eines Zahns (Extraktion) ist oft der letzte Ausweg, wenn andere zahnerhaltende Maßnahmen nicht mehr möglich sind. Zahnextraktionen werden in folgenden Situationen in Betracht gezogen:

  • Bei stark zerstörten Zähnen, die nicht mehr restauriert werden können
  • Bei fortgeschrittener Parodontitis mit starkem Knochenabbau und Lockerung
  • Bei schweren Infektionen, die nicht auf Antibiotika ansprechen
  • Bei Weisheitszähnen, die Probleme verursachen oder nicht richtig durchbrechen können
  • Aus kieferorthopädischen Gründen, wenn zu wenig Platz für alle Zähne vorhanden ist

Der Eingriff selbst dauert in der Regel nur wenige Minuten und wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Nach der Extraktion bildet sich im Zahnfach ein Blutgerinnsel, das den Heilungsprozess einleitet. Die vollständige Heilung kann je nach Komplexität des Falls zwischen einer und mehreren Wochen dauern.

Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden in Deutschland jährlich etwa 14 Millionen Zähne gezogen – viele davon könnten durch frühzeitige Behandlung gerettet werden.

Die Wurzelspitzenresektion als zahnerhaltende Alternative

Die Wurzelspitzenresektion (WSR) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Spitze der Zahnwurzel entfernt wird, um eine Entzündung oder Infektion zu beseitigen. Sie kommt typischerweise dann zum Einsatz, wenn eine konventionelle Wurzelbehandlung nicht erfolgreich war oder nicht durchgeführt werden kann.

Diese Behandlung zielt darauf ab, den natürlichen Zahn zu erhalten, was in vielen Fällen die bessere Option ist. Die Wurzelspitzenresektion wird in Erwägung gezogen, wenn:

  • Eine Wurzelkanalentzündung trotz Wurzelbehandlung fortbesteht
  • Anatomische Besonderheiten eine vollständige Wurzelkanalbehandlung erschweren
  • Der Zahn bereits mit einer Krone versorgt ist und erhalten werden soll
  • Eine Zyste an der Wurzelspitze entstanden ist

Bei diesem Eingriff öffnet der Zahnarzt das Zahnfleisch über der betroffenen Wurzel, entfernt die entzündete Wurzelspitze und füllt den Wurzelkanal von der Spitze her ab. Anschließend wird das Zahnfleisch wieder vernäht. Die Heilung dauert in der Regel 1-2 Wochen, wobei die vollständige knöcherne Regeneration mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.

Vergleich der Verfahren: Vor- und Nachteile

Kriterium Zahnextraktion Wurzelspitzenresektion
Erhalt des natürlichen Zahns Nein Ja
Dauer des Eingriffs Kurz (5-30 Minuten) Länger (30-60 Minuten)
Komplexität Einfach bis mittel Mittel bis komplex
Nachbehandlung nötig Oft Zahnersatz erforderlich In der Regel nicht
Kosten Geringer (plus evtl. Zahnersatzkosten) Höher (aber kein Zahnersatz nötig)
Erfolgsrate Sehr hoch 70-90%
Langzeitfolgen Knochenabbau, Verschiebung der Nachbarzähne Geringere Langzeitfolgen

Die Entscheidung zwischen beiden Verfahren sollte immer individuell getroffen werden. Während die Zahnextraktion zunächst einfacher und kostengünstiger erscheint, können die Folgekosten für Zahnersatz den vermeintlichen Preisvorteil schnell aufheben. Eine professionelle Zweitmeinung kann in Zweifelsfällen sehr hilfreich sein.

Risiken und mögliche Komplikationen

Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es auch bei der Zahnextraktion und der Wurzelspitzenresektion potenzielle Risiken, die Patienten kennen sollten:

Risiken bei der Zahnextraktion:

  • Nachblutungen und Wundinfektionen
  • Trockene Alveole (Dry Socket) – eine schmerzhafte Komplikation
  • Verletzung von Nachbarzähnen oder Nerven
  • Kieferhöhleneröffnung bei oberen Backenzähnen
  • Langfristiger Knochenabbau im Kieferknochen

Risiken bei der Wurzelspitzenresektion:

  • Schwellungen und Blutergüsse
  • Vorübergehende oder dauerhafte Taubheit im Operationsgebiet
  • Misserfolg der Behandlung mit anhaltender Entzündung
  • Fraktur der Zahnwurzel
  • Notwendigkeit einer späteren Zahnentfernung bei Misserfolg

Die Komplikationsrate ist bei beiden Verfahren relativ gering, wenn sie von erfahrenen Zahnärzten durchgeführt werden. Dennoch sollten Sie Ihren Behandler über Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und frühere Komplikationen bei zahnärztlichen Eingriffen informieren.

Kosten und Erstattung durch Krankenkassen

Die Kosten für beide Verfahren variieren je nach Komplexität des Falls und der Region, in der Sie behandelt werden. Grundsätzlich gilt:

Eine einfache Zahnextraktion kostet zwischen 30 und 100 Euro. Bei komplizierten Extraktionen, etwa wenn der Zahn chirurgisch entfernt werden muss, können die Kosten auf 150 bis 300 Euro steigen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für eine medizinisch notwendige Extraktion.

Eine Wurzelspitzenresektion ist mit Kosten zwischen 200 und 500 Euro verbunden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auch hier die Grundversorgung, wenn der Eingriff medizinisch notwendig ist. Private Zusatzleistungen wie spezielle Materialien oder Verfahren müssen jedoch selbst getragen werden.

Zu beachten ist: Nach einer Zahnextraktion entstehen oft Folgekosten für Zahnersatz (Brücke, Implantat oder Prothese), die deutlich höher ausfallen können. Eine gute Zahnzusatzversicherung kann hier sinnvoll sein, um unerwartete finanzielle Belastungen zu vermeiden.

Auf einen Blick: Zahn ziehen oder Wurzelspitzenresektion?

Für eine Zahnextraktion spricht:

  • Der Zahn ist stark zerstört und nicht mehr erhaltungswürdig
  • Es liegt eine schwere, ausgedehnte Infektion vor
  • Schnelle Schmerzlinderung ist das primäre Ziel
  • Geringere unmittelbare Kosten (ohne Berücksichtigung des Zahnersatzes)

Für eine Wurzelspitzenresektion spricht:

  • Der Zahn ist grundsätzlich erhaltungswürdig
  • Die Infektion ist auf die Wurzelspitze begrenzt
  • Der Zahn hat eine wichtige Funktion (z.B. als Pfeiler für eine Brücke)
  • Langfristig geringere Gesamtkosten (kein Zahnersatz nötig)

Unsicher, welche Option für Sie die richtige ist? Eine zahnmedizinische Zweitmeinung kann Klarheit schaffen.

Nachsorge und Heilungsprozess

Die richtige Nachsorge ist entscheidend für einen komplikationslosen Heilungsverlauf. Nach beiden Eingriffen sollten Sie:

  1. In den ersten 24 Stunden auf Rauchen, Alkohol und körperliche Anstrengung verzichten
  2. Kühlen, um Schwellungen zu reduzieren (bei beiden Verfahren)
  3. Weiche Nahrung zu sich nehmen und den Operationsbereich beim Kauen schonen
  4. Verschriebene Schmerzmittel und ggf. Antibiotika wie verordnet einnehmen
  5. Die Mundpflege anpassen – vorsichtiges Zähneputzen, ggf. antibakterielle Mundspülungen

Nach einer Zahnextraktion bildet sich im Zahnfach ein Blutgerinnsel, das nicht gestört werden sollte. Vermeiden Sie daher Saugen an der Wunde oder das Ausspülen mit zu viel Druck. Die oberflächliche Wundheilung dauert etwa 1-2 Wochen, während die vollständige knöcherne Heilung mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.

Nach einer Wurzelspitzenresektion werden in der Regel nach 7-10 Tagen die Fäden entfernt. Auch hier ist eine schonende Mundpflege wichtig. Die vollständige Heilung des Knochens kann 6-12 Monate dauern, was jedoch keine Einschränkungen im Alltag bedeutet.

Fazit: Die richtige Entscheidung treffen

Die Entscheidung zwischen Zahnextraktion und Wurzelspitzenresektion sollte nie übereilt getroffen werden. Wenn möglich, ist der Erhalt des natürlichen Zahns durch eine Wurzelspitzenresektion oft die bessere Langzeitlösung. Sie vermeidet Folgeprobleme wie Knochenabbau oder die Verschiebung von Nachbarzähnen und spart langfristig die Kosten für Zahnersatz.

Dennoch gibt es Situationen, in denen eine Extraktion die sinnvollere Option darstellt – etwa bei stark zerstörten Zähnen oder ausgedehnten Infektionen. Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt ausführlich beraten und scheuen Sie sich nicht, eine Zweitmeinung einzuholen, wenn Sie unsicher sind.

Bei check.dental unterstützen wir Sie gerne mit einer professionellen Zweitmeinung oder beraten Sie zu Finanzierungsmöglichkeiten für Ihre Zahnbehandlung. Unser Implantatkostenrechner kann Ihnen zudem helfen, die Kosten für einen eventuell notwendigen Zahnersatz nach einer Extraktion besser einzuschätzen.

Weiterführende Links

Check.dental - Online Sprechstunde

Alexander Andreev
Zahnarzt & Gründer Check.dental