Zahnfissuren: Karies oder Verfärbung? – Patientenratgeber

Zahnfissuren: Karies oder Verfärbung? – Patientenratgeber

Dunkle Linien auf den Kauflächen der Zähne sorgen bei vielen Patienten für Verunsicherung. Handelt es sich um harmlose Verfärbungen oder um beginnende Karies in den Zahnfissuren? Diese Frage beschäftigt viele Menschen während der Zahnpflege vor dem Spiegel oder nach einem Zahnarztbesuch.

Zahnfissuren sind natürliche, kleine Furchen und Vertiefungen auf den Kauflächen unserer Backenzähne. Durch ihre komplexe Struktur können sie Nahrungsreste und Bakterien beherbergen, was sie zu einer häufigen Problemzone für Karies macht. Gleichzeitig können sich diese Bereiche aber auch einfach nur verfärben, ohne dass Karies vorliegt.

In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen den Unterschied zwischen harmlosen Verfärbungen und behandlungsbedürftiger Karies in den Zahnfissuren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Anzeichen richtig deuten können und welche Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind, um Ihre Zahngesundheit langfristig zu erhalten.

Was sind Zahnfissuren und warum sind sie anfällig für Probleme?

Zahnfissuren sind natürliche, kleine Rillen und Vertiefungen auf den Kauflächen unserer Backenzähne (Molaren und Prämolaren). Sie entstehen während der Zahnentwicklung und variieren in ihrer Tiefe und Form von Mensch zu Mensch. Diese Furchen haben eine wichtige Funktion beim Zerkleinern der Nahrung, stellen aber gleichzeitig eine anatomische Herausforderung dar.

Die Problematik liegt in ihrer Struktur: Zahnfissuren können sehr eng und tief sein – manchmal nur 0,1 mm breit, aber bis zu 1 mm tief. Selbst Zahnbürstenborsten, die etwa 0,2 mm dick sind, können diese engen Spalten nicht effektiv reinigen. Dadurch werden Zahnfissuren zu idealen Nischen für Bakterien und Speisereste, die dort vor der täglichen Zahnreinigung geschützt sind.

Es gibt verschiedene Arten von Fissuren, die unterschiedlich anfällig für Probleme sind:

  • V-förmige Fissuren: Relativ weit und gut zu reinigen
  • U-förmige Fissuren: Etwas enger, aber noch zugänglich
  • I-förmige Fissuren: Sehr eng und tief, schwer zu reinigen
  • Ampullenförmige Fissuren: Eng am Eingang, weiten sich nach unten – besonders problematisch

Je enger und tiefer die Fissuren sind, desto höher ist das Risiko für Karies und Verfärbungen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sind die Fissuren der neu durchgebrochenen Backenzähne gefährdet, da der Zahnschmelz in den ersten Jahren nach dem Durchbruch noch nicht vollständig ausgereift ist.

Verfärbungen in Zahnfissuren: Harmlos oder bedenklich?

Nicht jede dunkle Linie auf der Kaufläche bedeutet automatisch Karies. Verfärbungen in den Zahnfissuren können verschiedene Ursachen haben und sind oft harmlos. Es ist wichtig, zwischen echten Verfärbungen und Karies unterscheiden zu können.

Harmlose Verfärbungen entstehen häufig durch:

  • Farbstoffe aus Nahrungsmitteln (Kaffee, Tee, Rotwein, Curry)
  • Tabakkonsum
  • Bestimmte Medikamente
  • Natürliche Pigmenteinlagerungen

Diese exogenen (von außen kommenden) Verfärbungen betreffen nur die Oberfläche des Zahns und dringen nicht in tiefere Schichten ein. Sie sind ästhetisch vielleicht störend, aber medizinisch unbedenklich. Der Zahnschmelz bleibt intakt und hart.

Wussten Sie? Etwa 90% aller Kariesläsionen bei Kindern und Jugendlichen entstehen in den Fissuren der Backenzähne, obwohl diese nur etwa 12% der gesamten Zahnoberfläche ausmachen.

Im Gegensatz dazu zeigt sich beginnende Karies in den Fissuren oft durch:

  • Weißliche oder kreidige Verfärbungen (erste Demineralisierung)
  • Bräunliche bis schwarze Verfärbungen, die sich nicht wegputzen lassen
  • Raue Oberfläche beim Abtasten mit der Zunge
  • Empfindlichkeit bei süßen Speisen oder kalten Getränken

Der entscheidende Unterschied: Bei Karies ist die Zahnsubstanz bereits angegriffen und der Zahnschmelz weicher. Nur ein Zahnarzt kann mit speziellen Instrumenten und gegebenenfalls Röntgenaufnahmen sicher feststellen, ob es sich um harmlose Verfärbungen oder behandlungsbedürftige Karies handelt.

Diagnose: Wie unterscheidet der Zahnarzt zwischen Karies und Verfärbung?

Die sichere Unterscheidung zwischen harmlosen Verfärbungen und Karies in den Zahnfissuren erfordert zahnärztliches Fachwissen und spezielle Untersuchungsmethoden. Bei Ihrem Zahnarztbesuch kommen verschiedene Diagnoseverfahren zum Einsatz:

Visuelle Inspektion: Der Zahnarzt untersucht die Zähne zunächst mit bloßem Auge unter guter Beleuchtung. Verfärbungen, die gleichmäßig in den Fissuren verteilt sind und keine Anzeichen von Demineralisierung zeigen, sind meist harmlos.

Taktile Untersuchung: Mit einer speziellen Zahnsonde tastet der Zahnarzt die Fissuren vorsichtig ab. Bei Karies fühlt sich der Zahnschmelz weich oder klebrig an, während er bei bloßen Verfärbungen hart bleibt.

Kariesdiagnostik mit Laser (DIAGNOdent): Dieses moderne Gerät nutzt Fluoreszenz, um Karies auch in frühen Stadien zu erkennen. Es misst die Dichte des Zahnschmelzes und kann Karies erkennen, bevor sie mit bloßem Auge sichtbar wird.

Röntgenaufnahmen: Bissflügelaufnahmen können Karies zwischen den Zähnen und in tieferen Schichten der Kauflächen sichtbar machen, die bei der visuellen Inspektion nicht erkennbar ist.

Transillumination: Bei dieser Methode wird Licht durch den Zahn geleitet. Kariöse Bereiche erscheinen dabei dunkler als gesunde Zahnsubstanz.

Merkmal Harmlose Verfärbung Karies in Fissuren
Farbe Gleichmäßig braun bis schwarz Weiß-kreidige bis dunkelbraune Stellen
Oberfläche Glatt, hart Rau, weich, klebrig
Ausbreitung Folgt den natürlichen Fissuren Kann über Fissuren hinausgehen
Empfindlichkeit Keine Möglich bei Süßem, Kaltem, Warmem
Diagnose mit Sonde Sonde gleitet über harte Oberfläche Sonde kann „hängenbleiben“
Behandlungsbedarf Keiner (ggf. professionelle Reinigung) Fissurenverschluss oder Füllung

Präventionsmaßnahmen: Fissurenversiegelung und richtige Zahnpflege

Die beste Strategie gegen Karies in den Zahnfissuren ist die Prävention. Besonders wirksam ist die Kombination aus professionellen Maßnahmen beim Zahnarzt und der richtigen häuslichen Zahnpflege.

Fissurenversiegelung: Diese vorbeugende Behandlung ist besonders für Kinder und Jugendliche empfehlenswert, aber auch für Erwachsene mit tiefen Fissuren sinnvoll. Dabei werden die Fissuren mit einem dünnfließenden Kunststoff verschlossen, der in die Vertiefungen eindringt und nach dem Aushärten eine glatte, leicht zu reinigende Oberfläche bildet.

Der Ablauf einer Fissurenversiegelung:

  1. Gründliche Reinigung der Kauflächen
  2. Anätzen des Zahnschmelzes für besseren Halt
  3. Auftragen des Versiegelungsmaterials
  4. Aushärten mit speziellem Licht
  5. Kontrolle und Anpassung der Okklusion (Bisslage)

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Fissurenversiegelung bei Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren für die bleibenden Backenzähne. Für Erwachsene oder zusätzliche Zähne fallen Privatkosten an.

Optimale häusliche Zahnpflege: Auch mit der richtigen Zahnpflege können Sie viel zum Schutz Ihrer Fissuren beitragen:

  • Zweimal täglich gründlich Zähne putzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta
  • Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten für die Zahnzwischenräume
  • Spezielle Einbüschelzahnbürsten können die Reinigung der Kauflächen verbessern
  • Fluoridgele zur zusätzlichen Stärkung des Zahnschmelzes
  • Zuckerarme Ernährung und Vermeidung ständigen Naschens

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt (idealerweise alle 6 Monate) und professionelle Zahnreinigungen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Behandlungsmöglichkeiten bei Karies in den Zahnfissuren

Wenn in den Zahnfissuren tatsächlich Karies diagnostiziert wurde, stehen je nach Ausmaß verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Minimalinvasive Verfahren: Bei sehr früh erkannter Karies, die nur den äußeren Zahnschmelz betrifft, kann eine Remineralisierung durch spezielle Fluoridpräparate möglich sein. Diese werden vom Zahnarzt aufgetragen oder für die häusliche Anwendung verschrieben.

Erweiterte Fissurenversiegelung: Bei beginnender Karies kann manchmal eine erweiterte Versiegelung durchgeführt werden. Dabei wird die oberflächliche Karies vorsichtig entfernt und anschließend die Fissur versiegelt.

Füllungstherapie: Bei fortgeschrittener Karies ist eine Füllung notwendig. Der Zahnarzt entfernt das kariöse Gewebe und verschließt den Defekt mit modernen Füllungsmaterialien wie Komposit (zahnfarbener Kunststoff). Diese Füllungen sind langlebig und ästhetisch ansprechend.

Inlays: Bei größeren Defekten können auch Einlagefüllungen aus Keramik oder Gold (Inlays) angefertigt werden. Diese werden im zahntechnischen Labor hergestellt und bieten eine besonders präzise Passform und hohe Stabilität.

Die Kosten für diese Behandlungen werden teilweise von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Für höherwertige Versorgungen wie Keramikinlays fallen in der Regel Zuzahlungen an. Eine Zahnzusatzversicherung kann hier sinnvoll sein, um die Eigenanteile zu reduzieren.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Zahnfissuren sind natürliche Furchen auf den Kauflächen der Backenzähne
  • Nicht jede dunkle Verfärbung in den Fissuren ist Karies
  • Nur der Zahnarzt kann sicher zwischen harmlosen Verfärbungen und Karies unterscheiden
  • Fissurenversiegelung ist eine wirksame Präventionsmaßnahme, besonders für Kinder
  • Bei bestätigter Karies stehen verschiedene schonende Behandlungsmethoden zur Verfügung
  • Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt sind wichtig zur Früherkennung

Fazit

Check.dental - Online Sprechstunde

Alexander Andreev
Zahnarzt & Gründer Check.dental