Wie schnell wächst Karies unter Füllungen? Patientenratgeber

Wie schnell wächst Karies unter Füllungen? Patientenratgeber

Zahnfüllungen gehören zu den häufigsten zahnärztlichen Behandlungen und dienen dazu, durch Karies geschädigte Zahnsubstanz zu ersetzen. Doch viele Patienten fragen sich besorgt: Kann Karies auch unter einer bestehenden Füllung weiterwachsen? Die Antwort lautet leider ja – und unter bestimmten Umständen kann dies sogar überraschend schnell geschehen.

Die sogenannte Sekundärkaries, also Karies, die sich unter oder neben einer vorhandenen Füllung entwickelt, ist einer der häufigsten Gründe für den Austausch von Füllungen. Etwa 60% aller Füllungsersatzbehandlungen werden aufgrund von Sekundärkaries durchgeführt, was die Bedeutung dieses Problems unterstreicht.

In diesem Patientenratgeber erfahren Sie, wie schnell sich Karies unter Füllungen entwickeln kann, welche Faktoren diesen Prozess beeinflussen und wie Sie durch präventive Maßnahmen Ihre Zahngesundheit langfristig erhalten können.

Was ist Sekundärkaries und wie entsteht sie?

Sekundärkaries bezeichnet eine erneute Kariesbildung, die direkt an den Rändern einer bestehenden Füllung oder unter dieser beginnt. Im Gegensatz zur Primärkaries, die an zuvor unbehandelten Zahnflächen entsteht, entwickelt sich Sekundärkaries im direkten Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Restauration wie einer Füllung, Krone oder Brücke.

Die Entstehung von Sekundärkaries folgt demselben Grundprinzip wie bei gewöhnlicher Karies: Säurebildende Bakterien im Zahnbelag (Plaque) produzieren Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und demineralisieren. Besonders anfällig sind dabei die Übergangsbereiche zwischen Füllung und natürlichem Zahnmaterial.

Studien zeigen, dass bis zu 80% aller Füllungen nach 10 Jahren Anzeichen von Randundichtigkeiten aufweisen können, die das Risiko für Sekundärkaries erhöhen.

Die häufigsten Ursachen für Sekundärkaries sind:

  • Undichte Füllungsränder (Randspalt)
  • Unzureichende Mundhygiene
  • Materialermüdung der Füllung
  • Fehler bei der Füllungslegung
  • Hohe Kariesaktivität des Patienten

Wie schnell wächst Karies unter Füllungen?

Die Geschwindigkeit, mit der Karies unter einer Füllung voranschreitet, variiert stark und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Im Allgemeinen kann Sekundärkaries jedoch schneller fortschreiten als Primärkaries, da der Spalt zwischen Zahn und Füllung ideale Bedingungen für Bakterienwachstum bieten kann.

Unter ungünstigen Bedingungen kann Sekundärkaries innerhalb von 6-12 Monaten so weit fortschreiten, dass sie klinisch relevant wird und Symptome verursacht. In extremen Fällen kann sie sogar in wenigen Monaten bis zur Pulpa (Zahnnerv) vordringen und Schmerzen verursachen.

Die Progressionsgeschwindigkeit wird maßgeblich beeinflusst durch:

Einflussfaktor Auswirkung auf Karieswachstum
Größe des Randspalts Je größer der Spalt, desto schneller das Wachstum
Mundhygiene Schlechte Hygiene beschleunigt Karieswachstum erheblich
Ernährungsgewohnheiten Häufiger Zuckerkonsum fördert schnelles Karieswachstum
Speichelfluss Reduzierter Speichelfluss beschleunigt Kariesentwicklung
Fluoridversorgung Regelmäßige Fluoridierung verlangsamt Karieswachstum
Füllungsmaterial Manche Materialien bieten besseren Schutz als andere

Risikofaktoren für schnelles Karieswachstum unter Füllungen

Bestimmte Faktoren können das Risiko und die Geschwindigkeit von Sekundärkaries deutlich erhöhen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:

Alter der Füllung: Mit zunehmendem Alter einer Füllung steigt das Risiko für Randundichtigkeiten. Studien zeigen, dass Kompositfüllungen nach etwa 5-7 Jahren vermehrt Randspalten aufweisen können, während Amalgamfüllungen oft erst nach 8-10 Jahren betroffen sind.

Füllungsgröße: Größere Füllungen haben längere Randgebiete und damit mehr potenzielle Schwachstellen. Zudem sind große Füllungen stärkeren Kaukräften ausgesetzt, was das Risiko für Mikrospaltbildungen erhöht.

Individuelle Kariesanfälligkeit: Patienten mit hoher Kariesaktivität, bedingt durch genetische Faktoren, Speichelzusammensetzung oder bestimmte Grunderkrankungen, erleben oft ein schnelleres Fortschreiten von Sekundärkaries.

Mundtrockenheit (Xerostomie): Reduzierter Speichelfluss, etwa durch Medikamente oder Erkrankungen, beschleunigt die Kariesentwicklung erheblich, da die schützende und remineralisierende Wirkung des Speichels fehlt.

Anzeichen und Symptome von Karies unter Füllungen

Sekundärkaries verursacht anfangs oft keine Beschwerden, was die regelmäßige zahnärztliche Kontrolle so wichtig macht. Mit fortschreitendem Verlauf können jedoch folgende Symptome auftreten:

  1. Empfindlichkeit auf Süßes oder Kaltes/Warmes: Erste Anzeichen können kurzzeitige Schmerzen bei Temperaturreizen oder süßen Speisen sein.
  2. Verfärbungen: Dunkle Linien oder Verfärbungen entlang der Füllungsränder können auf Sekundärkaries hindeuten.
  3. Schmerzen beim Kauen: Wenn die Karies tiefer fortschreitet, können Druckschmerzen beim Kauen auftreten.
  4. Anhaltende Schmerzen: Bei fortgeschrittener Karies, die den Zahnnerv erreicht, können anhaltende, pulsierende Schmerzen entstehen.
  5. Sichtbare Defekte: In späteren Stadien können Teile der Füllung abbrechen oder sichtbare Löcher entstehen.

Wichtig zu wissen: Röntgenaufnahmen können Sekundärkaries oft schon in frühen Stadien sichtbar machen, bevor Symptome auftreten. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit gelegentlichen Röntgenbildern essenziell.

Prävention: So verhindern Sie Karies unter Füllungen

Die gute Nachricht ist, dass Sie selbst viel tun können, um das Risiko für Sekundärkaries zu minimieren:

Optimale Mundhygiene: Gründliches Zähneputzen zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta und tägliche Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten, besonders im Bereich von Füllungen.

Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie Ihre Zähne und Füllungen mindestens zweimal jährlich vom Zahnarzt kontrollieren. Bei erhöhtem Kariesrisiko können häufigere Kontrollen sinnvoll sein.

Professionelle Zahnreinigung: Eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) hilft, Beläge zu entfernen, die sich mit der Zahnbürste nicht erreichen lassen.

Fluoridierung: Verwenden Sie fluoridhaltige Mundspülungen und lassen Sie regelmäßig eine Fluoridierung beim Zahnarzt durchführen, besonders wenn Sie viele Füllungen haben.

Ernährung anpassen: Reduzieren Sie die Häufigkeit zuckerhaltiger Speisen und Getränke, um das Kariesrisiko zu senken.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sekundärkaries kann unter ungünstigen Bedingungen innerhalb von 6-12 Monaten klinisch relevant werden
  • Hauptursachen sind Randspalten, unzureichende Mundhygiene und hohe Kariesaktivität
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen können Sekundärkaries frühzeitig erkennen
  • Gute Mundhygiene und Fluoridierung sind die wichtigsten Präventionsmaßnahmen
  • Bei Symptomen wie Empfindlichkeit oder Verfärbungen sollten Sie zeitnah Ihren Zahnarzt aufsuchen

Fazit

Karies unter Füllungen kann unter ungünstigen Bedingungen überraschend schnell voranschreiten und unbehandelt zu ernsthaften Zahnproblemen führen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Sie durch konsequente Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und präventive Maßnahmen das Risiko deutlich reduzieren können.

Sollten Sie unsicher sein, ob Ihre bestehenden Füllungen noch intakt sind oder Anzeichen von Sekundärkaries zeigen, zögern Sie nicht, professionellen Rat einzuholen. Bei check.dental bieten wir Ihnen die Möglichkeit einer zahnärztlichen Online-Beratung oder Zweitmeinung, um Ihre Fragen zu klären und die bestmögliche Versorgung für Ihre Zähne zu gewährleisten.

Denken Sie daran: Früherkennung ist der Schlüssel zur Vermeidung umfangreicher und kostspieliger Behandlungen. Investieren Sie in regelmäßige Kontrollen und gute Mundhygiene – Ihre Zähne werden es Ihnen danken!

Weiterführende Links

Check.dental - Online Sprechstunde

Alexander Andreev
Zahnarzt & Gründer Check.dental